Forst und Technik - Moritz

Der Landesforstbetrieb Brandenburg hat vor zwei Jahren die erste Moritz-Vorliefer­raupe der Firma Pfanzelt gekauft. Eine Waldarbeiterratte der Landeswaldober­försterei Steinförde abeitet seitem mit der funkgesteuerten Maschine und setzt sie für die seilunterstützte Holzernte sowie zum Vorliefern bei der Harvesterernte ein.

Im Landesbetrieb Forst Brandenburg  hat sich die Holzernte in den letzten 15 Jahren grundlegend gewandelt. Knapp 80 % der Hiebsmaßnahmen im kiefernreichen Bundesland werden heute vollmechanisiert durchgeführt. Waren hierbei früher ausschließlich Rückegas­senabstände von 20 m üblich, schreibt das vor zwei Jahren eingeführte Bodenschutzkonzept auf nährstoffreicheren und befahrungsempfindlicheren Standorten heute auch Abstände von 40 m vor. Das hat zur Folge, dass auch Bäume motor­manuell in die Kranreichweite des Har­vesters zugefällt werden müssen. Aber auch der händische Holzeinschlag im star­ken Nadel- und Laubholz ist deutlich an­spruchsvoller geworden, weil er meist in Beständen stattfindet, die im Zuge des Waldumbaus mit Laubholz unterpflanzt wurden. Dazu kommt noch die Laubholz­ernte in den nicht befahrbaren Waldgebie­ten des Spreewaldes und der steigende Tor­holzanteil in den Beständen. 

Gestelltes Werkzeug

Um diese anspruchs- und gefahrvolle Arbeit sicherer zu gestalten, denkt der Landesbetrieb Forst Brandenburg seit geraumer Zeit darüber nach, die Forst­wirte mit optimalen Arbeitsmitteln auszu­statten und sie auf diese Weise zu hoch­professionellen Spezialisten zu machen. Eine Waldarbeiterrotte in der Landeswald­oberförsterei Steinförde erhielt daher vor zwei Jahren versuchsweise nicht nur die Hauungswerkzeuge und einen VW-Trans­porter T6 mit Werkzeugaufbau und ver­stärkter 3-t-Hängerkupplung gestellt, sondern auch die Fäll- und Rückeraupe Moritz von Pfanzelt Maschinenbau und den dazu passenden Pkw-Anhänger für ihren Transport. 
Der Landesbetrieb hätte auch einen Seilschlepper kaufen können oder eine der bekannten, größeren Rückeraupen. Er hat sich aber bewusst dagegen entschie­den und stattdessen zusammen Firma Pfanzelt den Moritz entwickelt. Seilschlepper setzte Forst Brandenburg damals unabhängig von den Waldar­beiterrotten schon ein. Es dauerte aber immer zu lange, bis das Fahrzeug am Ort des Geschehens war. Eine Rückeraupe ist zudem kostengünstiger. Gegen die am Markt verfügbaren größeren Rückerau­pen sprach wiederum, dass sie oft nicht mit dem Pkw-Anhänger umgesetzt wer­den können. Der Moritz dagegen ist eine maßge­schneiderte Lösung. Die Maschine wiegt 1,5 t und ist mit einer 5-t-Seilwinde mit 100 m Seil ausgestattet. Das Fahrwerk lässt sich zur Erhöhung der Stabilität in der Breite hydraulisch von 1 099 mm auf 1500 mm verstellen. 

Im Laub- und Nadelholz 

Ein Einsatzschwerpunkt für den Moritz ist die motormanuelle Holzernte in mittel­starken Laubholzbeständen. Die Raupe wird von der Rückegasse aus für die seilwindenunterstützte Holzernte und zum Vorliefern der Sortimente an die Rücke­gasse eingesetzt. Das Rücken übernimmt dann der Forwarder. 
Doch auch in Nadelholzbeständen, die für die mechanisierte Holzernte vorge­sehen sind, wird Moritz eingesetzt, wenn die Rückegassenabstände aus Gründen des Bodenschutzes über 20 m betragen. Die Waldarbeiter fällen in der nicht vom Har­vesterkran erreichbaren Zone die Bäume motormanuell und liefern die meist ge­zapften Vollbäume mit dem Moritz in die Kranzone vor. Sie arbeiten dabei zeitlich vor dem Einsatz des Harvesters, der dann die vorgelieferten Bäume gleich mit aufar­beitet. Dieses gelöste Verfahren bietet den Beschäftigten ein hohes Maß an Sicher­heit - und dem Betrieb eine hohe Einsatz­flexibilität. 

Im Rahmen einer Bachelorarbeit hat der Landesbetrieb im Nadelholz zwei Ver­fahrensvarianten verglichen. Einmal das Standardverfahren, bei dem die Vollbäume einfach nur in die Kranreichweite des Har­vesters zugefällt werden. Dieser nimmt sie dann dünnörtig auf und muss dann noch­mals mit dem Aggregat umgreifen, um sie mit dem dicken Ende voran aufarbeiten zu können. Bei der zweiten Variante lieferten die Waldarbeiter alle Stämme des Zwi­schenblockes dickörtig in die Kranzone des Harvester vor. In diesem Fall muss der Harvesterfahrer vor der Aufarbeitung die Bäume nicht manipulieren. Die Leistung des Harvesters verbessert sich dabei gegen­über dem Standardverfahren. Die höhere Leistung des Harvesters lässt sich einerseits auf das schnellere Aufarbeiten der Stämme zurückführen, aber auch das nur einmalige Durchfahren der Gasse trägt dazu bei. Wirtschaftlich betrachtet hat das dickörtige Vorliefern aber dennoch das Nachsehen, weil die Forstwirte für das Vorliefern deutlich mehr Zeit benötigen. Die höhere Leistung des Harvesters gleicht die Mehrkosten bei der motormanuellen Tätigkeit nicht aus. 

Fazit

Für den Landesbetrieb wird deshalb das dünnörrige Zufällen und Vorliefern mit Moritz das Verfahren der Wahl bleiben. Ob dann zuerst der Zwischenblock bear­beitet wird oder der Harvester zweimal den Bestand bearbeiten wird, das hängt in erster Linie von den Verhältnissen des je­weiligen Bestandes ab. Das Verfahren ist zudem ein wichtiger Bestandteil der teil­autonomen Gruppenarbeit. Die Wald­arbeiterrotte agiert unabhängig vom sons­tigen Maschineneinsatz und bereitet die Bestände optimal für die hochmechani­sierte Holzernte oder für die Rückung vor. Die bei erweiterten Rückegassenabständen erforderliche morormanuelle Komponente wird durch eine professionelle Ausrüstung hinsichtlich Ergonomie und Arbeitssicher­heit abgesichert.
Der Landesbetrieb Forst Branden­burg hat jetzt im Spreewald ein weiteres Arbeitsteam mit einem Moritz ausgestat­tet. Dort wird sie bisher vor allem bei Verkehrssicherungsmaßnahmen an den Spree­waldfließen eingesetzt.

Enrico Backs ist Arbeitslehrer an der Waldarbeitsschule Kunsterspring in Brandenburg. 

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