Landwirt - Mit Moritz im Wald

Nie alleine in den Wald gehen! Moritz als Begleiter kann das Pferd ersetzen,

jedoch keinen Forstarbeiter. Der kleine, ferngesteuerte Geräteträger von

Pfanzelt kann aber viel mehr als ein Pferd. Wie diese Fällraupe bei der

Waldarbeit einsetzbar ist, verraten wir in unserem Fahrbericht.

Waldarbeit ist gefährlich! Leider wurde das in den letzten Monaten immer wieder durch tödliche Unfälle bestätigt. Aus Sicherheitsgründen wird daher bei  Schlägerungsarbeiten vor allem im Laubholz immer öfter eine Seilwinde empfohlen, manchmal auch schon vorgeschrieben. Oft ist der Einsatz eines Traktors mit Dreipunkt-Seilwinde nicht möglich. Das war der Anstoß für den bayerischen Forstspezialisten Pfanzelt, ein kleines, bewegliches und leichtes Fahrzeug mit einer Seilwinde zu entwickeln.
Das Ergebnis ist ein ferngesteuertes Raupenfahrzeug mit einem Eigengewicht von nur 1,4 Tonnen. Es hört auf den Namen Moritz. Den Prototyp hat Pfanzelt erstmals auf der
KWF-Tagung 2016 vorgestellt. Die Serienproduktion ist 2017 angelaufen. „Schon in dieser kurzen Zeit hat sich gezeigt, dass der Moritz für verschiedenste Einsätze geeignet ist. Er wird nicht nur als klassische Fällraupe bei der seilunterstützten Fällung eingesetzt, viele Forstunternehmer schätzen den geringen Bodendruck und nehmen das Gerät den ganzen Tag zum Vorliefern“, weiß Forstexperte Peter Voderholzer von Pfanzelt Maschinenbau zu berichten. „Der kleine Moritz kann sich auch in dichten Beständen bewegen. Auch Landschaftspflegebetriebe verwenden die Fällraupe bei Tätigkeiten entlang der Autobahnen, um mit einer Seilwinde ins Gelände zu kommen.
Moritz bietet ihnen die notwendige Sicherheit, um überhaupt arbeiten zu dürfen. Durch die kompakte Bauweise lässt sich das Gerät mit einem Pkw-Anhänger oder einem  Lieferwagen leicht transportieren. Daher kommt Moritz auch bei Problemfällungen in Städten und privaten Gärten häufig zum Einsatz.“


Kompakt, aber standfest
Das Fahrwerk besteht aus zwei 25 Zentimeter breiten Gummiraupen mit Ackerstollenprofil. Je nach Einsatzschwerpunkt kann man zwischen zwei Längen wählen: 1,5 m oder 1,7 m wie bei unserem Probeeinsatz. Der Bodendruck beträgt mit den kurzen Laufbändern nur 0,3 kg/cm². Das ist weniger als der Bodendruck eines durchschnittlichen Menschen. Ein großer Pluspunkt, der laut Hersteller von Kunden immer wieder hervorgehoben wird. Mit schmaler Spur ist das Fahrzeug nur 1,12 m breit. So kann es auch in dichten Beständen gut manövriert werden und passt für den Transport auch in fast jeden Kastenwagen. Für die Standsicherheit im Gelände sowie beim Seilen und Rücken kann man das Fahrwerk hydraulisch um 38 cm auf eine Breite von 1,5 m auseinanderfahren. Um ein Verlieren der Gummibänder und ein Überspringen des Antriebszahnrades
in Kurven oder bei Querfahrten am Hang zu verhindern, müssen diese von Zeit zu Zeit nachgespannt werden. Das Raupenfahrwerk hat auch eine hydraulische Haltebremse.
Moritz geht auch problemlos über Stock und Stein. Er hat eine Bodenfreiheit von 300 mm und einen beidseitigen Böschungswinkel von 45°. Damit können auch tiefe Gräben
zwischen Weg und Bestand durchfahren werden. Das Chassis bildet ein verwindungssteifes Kastenprofil aus Stahl. Ein „Rundum“-Rohr dient quasi als Forstrahmen. Auf beiden Seiten befinden sich zwei abschließbare Staufächer. Motorsäge, Benzin-/Ölkanister, Zurrgurte, Ketten und Keile können hier mitgenommen werden. Für noch mehr Platz gibt es auch noch eine zusammenklappbare Frontbox. An jeder Ecke des Rahmens dient ein Anschlagpunkt dazu, die Raupe an einem Baum oder Stock befestigen zu können – eine praktische und schnelle Zusatzsicherung, wenn das Eigengewicht beim Umziehen oder Seilen nicht ausreicht. Grundsätzlich erreicht die Maschine, durch den stufig  verstellbaren tiefen Seileinlauf am Windenschild und den auf Druck wirkenden Unterlenker, eine große Standfestigkeit beim Lastzuzug. Als Zubehör gibt es auch ein ausziehbares, dreiteiliges Frontgewicht mit 110 kg. Das ist vor allem beim Vorliefern in Hanglagen oder beim Seilen ohne Ankerpunkt von Vorteil.

 

Stufenlos bis 6,5 km/h
Seine Kraft schöpft Moritz aus einem Vierzylinder-Dieselmotor von Kubota. Er hat 1,5 Liter Hubraum und leistet 26 kW/35 PS. Der auf der rechten Seite angebrachte Kraftstofftank fasst 36 Liter. Laut Hersteller begnügt sich Moritz mit etwa einem Liter Sprit pro Stunde. Auf derselben Seite dahinter befindet sich auch der 40 Liter große Hydrauliköltank. Der hydrostatische Fahrantrieb hat zwei Geschwindigkeitsstufen. In der schnellen Stufe fährt die Raupe bis zu 6,4 km/h schnell. Die Höchstgeschwindigkeit ist so gewählt, dass man bei der Anfahrt zum Einsatzort zu Fuß gut mitkommt. Alle Funktionen werden über Funk gesteuert: Fahren und Lenken, Regelung der Motordrehzahl,
Windensteuerung, Rückeschild, Hupe, Not-Aus usw. Sollte Moritz kurzzeitig nicht benötigt werden, kann über die Funkfernsteuerung auch der Motor gestoppt und später wieder gestartet werden. Die Bedienung ist einfach. Die Fahr- und Lenkfunktion sind in einem Joystick kombiniert. Eine tolle Sache! Unser Testfahrer kam auf Anhieb damit zurecht. Gut gefallen hat uns auch die Turnaround- Funktion: Schwenkt man den Fahrhebel ganz nach rechts oder links, drehen sich die beiden Raupenbänder gegenläufig und Moritz wendet am Stand. Sollte die Funkfernsteuerung einmal versagen, lassen sich sämtliche Hydraulikventile auf der linken Maschinenseite mit einem Spezialhebel  notdürftig ansteuern.

 

Multifunktionaler Anbauraum
Moritz wurde grundsätzlich für den Seilwindeneinsatz  mit einer dafür optimierten Schwerpunktlage konzipiert. Das ist auch der große Unterschied zu den klassischen Mähoder Mulchraupen, an die auch eine Dreipunkt-Seilwinde angebaut werden kann. Umgekehrt kann auch Moritz als Offroad-Trägerfahrzeug eingesetzt werden. Die Seilwinde ist über ein Schnellwechselsystem mit dem Fahrzeug verbunden und lässt sich in wenigen Schritten abbauen. Dazu gibt es auf Wunsch eine mechanische Ein- und Ausbauhilfe. Auf ebenem Untergrund lässt sich die Winde laut Hersteller in 10–15 Minuten demontieren. Mit der optionalen Dreipunkt-Aufnahme der Kat. 1 und verschiedenen Ausstattungen können dann z.B. ein Mulcher oder auch andere Geräte angebaut werden. Für solche Einsätze gibt es optional für knapp 6.000 Euro inkl.
20 % MwSt. eine mechanische Zapfwelle. Darüber hinaus können je nach Bedarf bis zu drei doppelt wirkende Hydrauliksteuergeräte geordert werden. Pfanzelt zum Einsatzspektrum der Fällraupe Moritz: „Das Aufgabengebiet hat sich von unserer Erstpräsentation vor zweieinhalb Jahren bis heute ständig erweitert. Wir sind immer
dabei, neue Dinge zu entwickeln.“

 

Hydraulische 5-Tonnen-Winde

Pfanzelt bietet für den Moritz wahlweise eine mechanische oder eine hydraulische Winde mit rund 110 m Seil an: mechanisch 4 t, hydraulisch 4 oder 5 t. Für die mechanische 4-Tonnen-Winde ist natürlich das Zapfwellengetriebe Voraussetzung. In unserem Fall war eine hydraulische 5-Tonne-Winde mit einer Seileinlaufbremse montiert. Sie bremst das Seil beim Einzug und sorgt so für eine saubere Wicklung. Eine Seilausstoß-Vorrichtung war an unserer Vorführmaschine nicht montiert. Eine variable Seilgeschwindigkeit, in mehreren Stufen, ermöglicht die Anpassung an verschiedene Arbeitssituationen. Setzt man Moritz richtig ein, wird die Waldarbeit nicht nur einfacher, sondern auch sicherer. Unserem Testfahrer hat die Arbeit mit der Fällraupe auch Spaß gemacht. Dieser Komfortund Sicherheitsgewinn kostet aber auch eine Menge Geld: Das Grundgerät mit der hydraulischen 5-Tonnen-Seilwinde ist für knapp 60.000 Euro inkl. 20 % MwSt. zu haben.

 

Von Siegfried SPERRER und Johannes PAAR

 

Landwirt: Fahrbericht Moritz

Videotipp:  Fällraupe Moritz im Einsatz

 

 

 

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