Forstzeitung - Inside Pfanzelt

Rettenbach ist so etwas wie ein Technologiezentrum für leichte bis mittlere Forstmaschinen. Dabei macht der kleine Ort inmitten sanft hügeliger Landschaft im Allgäu eher den Eindruck eines Kuhdorfes. Der international erfolgreiche Familienbetrieb Pfanzelt steht zu seinen Wurzeln im Agrarbereich und schöpft bei seinen vielen Innovationen für die enorm praxisnahen technischen Lösungen aus dem Vollen.

In den Produktionshallen der PM Pfanzelt Maschinenbau GmbH ist ordentlich was los. Denn dort wird derzeit das Kunststück erprobt, die Produktion in vollem Umfang aufrechtzuerhalten, während sie tüchtig erweitert und restrukturiert wird. Es wird also nicht nur an Fahrgestellen, Motoren und Kabinen, sondern parallel auch an der Produktionsinfrastruktur selbst gearbeitet. Gerade eben wird eine neue Fabrikshalle in Massiv-Holz-Mischbauweise auf zwei Ebenen mit Montierstationen bestückt. „Unsere Geschichte war geprägt von Expansionsschüben“, erklärt Kommunikationsleiter Peter Voderholzer – 37 Jahre jung und doch schon seit 15 Jahren im Unternehmen. An der Bausubstanz der bereits bestehenden Montagehallen sei gut abzulesen, wie sich die einzelnen Erweiterungen grob in Fünf-Jahresschritten vollzogen. Für eine von ihnen hat die Gemeinde bereitwillig eine Straße in Rettenbach verlegt. Immerhin ist man mit 200 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in der Region. Vor 15 Jahren hatte man gerade mal ein Fünftel der Belegschaft von heute. Der anhaltende Expansion sdrang ist nachvollziehbar: Auf einen neuen PM Trac – eines der Paradeprodukte aus dem Hause Pfanzelt – wartet man ab Bestellung derzeit noch immer eineinhalb Jahre.

Not wird Tugend
Der Erfolg der türkis-silbrigen Pfanzelt- und – seit der Übernahme vor 10 Jahren – der weinrot-silbrigen Schlang & Reichart-Maschinen am Markt war durchschlagend. Paul Pfanzelt, Spross einer Bauernfamilie, hat sein Unternehmen erst 1991 gegründet und ist mit seinen Premium-Seilwinden, Rückewagen, Kranen, Forstschlepper n und zuletzt Forstraupen heute aus dem Klein- und Mittelwald in Zentraleuropa nicht mehr wegzudenken. Gefragt nach dem Geheimnis des Erfolges, formuliert Peter Voderholzer folgende Schlagworte: „Den Bedarf für neue technische Lösungen in der Praxis erkennen, Know-how und Personal entwickeln und im Unternehmen halten, große Produktionstiefe und damit Unabhängigkeit sicherstellen, Kundenrückmeldungen ermutigen und ernst nehmen.“ Dabei geschah das Wachstum immer organisch und mit Augenmaß.

Die Folge: Während etwa so manche der Großen im Forstmaschinen-Business während der auch wirtschaftlich schwierigen Coron azeit mit den Lieferengpässen bei Zulieferteilen beinahe Schiffbruch erlitten, konnte Pfanzelt aufgrund der Eigenproduktion der meisten Einzelteile für die Maschinen fast in vollem Umfang weiter produzieren. „Weil es keine Forstmessen mehr gab, haben wir innerhalb von zwei Wochen entschieden, hier vor Ort unsere eigenen Schauräume mit Übergabebereich zu errichten und dabei auch gleich die Büroflächen zu erweitern“, betont der junge Kommunikationschef. In einem Familienunternehmen seien die Entscheidungswege eben weit kürzer als in Großkonzernen. Ein weiterer Unterschied: „Knapp 20% unserer Belegschaft sind Azubis. Das Ziel ist, dass sich unsere bestens ausgebildeten, jungen Arbeitskräfte in der familiären Atmosphäre des Hauses so woh lfühlen, dass sie bleiben.“

Handwerkskunst und Robotik
Der Rundgang durch das Werk führt vorbei an eingehausten Schweißrobotern und riesigen automatisierten Großlagern, hindurch unter von der Decke hängenden Gleitschienen, an denen Maschinenteile etwa von der Lackiererei just-in-time zu Montagestationen befördert werden. Eines aber ist offensichtlich: Im Kern sind es die Menschen hier, die mit ihrer hohen handwerklichen Kunst und sehr fokussiert arbeitend die international so hoc hgeschätzte Qualität von Pfanzelt-Produkten sicherstellen.

Hochpräzision
Vor einem Montagetisch einer Transaxle-Hinterradaufhängung bleiben wir stehen. „Die Ausnehmungen für Zylinder und Holme müssen mit dem Laser einige Millimeterbruchteile zu klein geschnitten werden, um sie nach der Hitzeeinwirkung während der vielen Schweißvorgänge danach noch einmal hochpräzise nachbohren können“, erklärt Peter Voderholzer. Worauf man bei Pfanzelt besonders stolz ist: das stufenlose, leistungsverzweigte Getriebe variaDRIVE für einen besonders schnellen und sanften Fahrtrichtungswechsel, die Pfanzelt-Krane, aber auch der PM Trac. Früher habe man Forstt raktoren aus österreichischer Produktion gekauft und umgebaut, später habe eben dieser Hersteller seinerseits PM Tracs in Rettenbach bestellt und unter dem Markennamen „CVT Trac“ weiter gehandelt. So ändern sich die Zeiten.

Zukunftsweisend
Aber auch die Forstraupe Moritz ist eine Erfolgsgeschichte. Als reine Fällhilfe ab 2016 produziert, hat man bei Pfanzelt und unter Kunden bald ihr Potenzial erkannt, mit neuen Anbaugeräten kombiniert und somit die Einsatzbereiche enorm ausgeweitet. Heute leistet der Moritz bis zu 70 PS, zieht, rückt, mulcht, fräst, sät, pflanzt und schützt – und alles fernsteuerbar, bodenschonend, sparsam und auch auf kleinem Raum sehr effizient. Und einmal mehr ist man das „Maß der Dinge“ für den Mitbewerb.

 

Text: Robert Spannlang, Forstzeitung Österreich

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